Finanzielles Immunsystem für Ärzte – Teil 2
Wie unser körpereigener Schutzmechanismus (1.Haut/Schleimhäute, 2.angeborenes Immunsystem, 3.erworbenes Immunsystem), kann man auch im Finanzbereich drei Stufen unterscheiden: Dein Girokonto, Deine Rücklagen, Deine Versicherungen.
Dein Girokonto
Unser Körper kann mit der äußersten Schutzschicht (Haut und Schleimhäute) den Großteil der Angriffe fremder Substanzen abwehren. Und genau das tust Du mit Deinem Girokonto. Wenn Du beim romantischen Abendessen mit zittriger Hand ein Glas umstößt, bestellst Du einfach ein Neues. Wenn Du bei der Hausparty drei Gläser zu viel getrunken hast und den Biertisch mit mehreren WMF Salat-Glasschüsseln umgeworfen hast, kaufst Du Deinen Freunden eben neue Schüsseln.
Deine Rücklagen
Kommen die unerwünschten Eindringlinge an der ersten Stufe vorbei und Dein Girokonto ist geplündert, oder einfach nicht voll genug, dann greifst Du auf die zweite Barriere zurück: Deine Rücklagen.
Dieser Rücklagentopf ist nicht für Vergnügungen gedacht, also eben nicht für den neuen Laptop oder den spontan geplanten Wochenendtrip. Sondern als Rückhalt, wenn die erste Barriere gerissen wurde. Und diese gesondert aufbewahrten Euros darfst Du wirklich nur dann anfassen, wenn ein oder mehrere unerwartete Ereignisse dazu geführt haben, dass Du dringend Geld benötigst. Denn bedienst Du Dich immer mal wieder an Deinen Rücklagen, ohne die Kriterien beachtet zu haben, kann es im Worst Case dazu kommen, dass Dein finanzielles Immunsystem nicht greift, sondern die zweite Barriere einfach überrannt wird und Du als einzige Maßnahme den Dispo oder einen teuren Konsumkredit einkaufen musst, um die Misere zu überwinden. Das wird teuer…
Deine Versicherungen
Erst in der dritten Stufe verlassen wir den Bereich des Cash-Managements und kümmern uns um ein sorgfältig durchdachtes System ineinander greifender Versicherungen. Und spätestens hier schwächelt der Vergleich mit dem biologischen Immunsystem. Während die ersten beiden Barrieren Potential zum Lernen aufweisen, und zu knapp geplante Rücklagen oder ein ständig leeres Girokonto nach einer Mini-Krise neu aufgebaut werden und großzügiger bestückt werden können, ist die dritte Barriere die letzte Bastion. Wir benötigen Torwächter, die das „Du kommst hier nicht rein!“ in einem Tonfall anbringen und umsetzen, dass finanzieller Schaden abgewendet werden kann. Vermutlich ist es jedem bereits klar, aber ich erwähne es noch mal explizit: Ein derartiges System baust Du nicht über Check24 oder eine andere Maschine auf. Das können diese Verkaufsplattformen nicht leisten. Du bestuhlst ein Rock-Konzert auch nicht mit IKEA Stühlen oder ersetzt den Bierwagen im Stadion durch Bionade. Das wird nicht funktionieren.
Du brauchst Manufaktur-Arbeit.
Jemand spricht mit Dir, Ihr arbeitet die wesentlichen Risiken heraus und die konzeptionellen Überlegungen werden durch Produktanbieter mit Tarifen gefüllt, die Dir ein individuell passendes System erlauben.
Und dieses System wächst und entwickelt sich mit Dir und Deiner Lebenssituation. Als Studierende wirst Du ein anderes System zusammenstellen, als in den ersten Berufsjahren, kannst aber auf die gelegten Grundlagen zurück greifen und Dein System ergänzen und anpassen. Auch wenn Du Familie hast, vielleicht über den Kauf einer Immobilie nachdenkst oder Deine Niederlassung planst, bleibt es extrem hilfreich, wenn Du einen Begleiter an Deiner Seite hast, der Dich in all den Überlegungen unterstützt und die Stufen immer wieder gemeinsam mit Dir durchdenkt, gegebenenfalls anpasst oder umbaut. Ganz wie es in Deine Lebenssituation passt.
Und zwar so, dass Du im Worst-Case nicht schmerzhaft lernen musst, wie es besser gewesen wäre und was man hätte machen können, sondern von Anfang an so, wie Du es für Deine Lebensplanung brauchst.
Bleibt gut beraten.